Zeitreise
Historie
A.1 Die Alte Münze: Ein Überblick
Die Alte Münze, heute ein vielfältig genutztes Areal für zeitgenössische Kultur, war ehemals die bedeutendste Münzprägestätte Deutschlands. Der achtteilige Baukomplex wurde zwischen 1936 und 1942 nach den Plänen des Regierungs- und Baurats Fritz Keibel sowie des Architekten Arthur Reck als „Deutsche Reichsmünze“ errichtet. Als Bauprojekt unter der Aufsicht der Preußischen Bau- und Finanzdirektion ist es ein bedeutendes Zeugnis deutscher Bau- und Zeitgeschichte. Die Alte Münze wurde in den Jahrzehnten seit ihrer Errichtung für diverse Zwecke genutzt und immer wieder (baulichen) Erneuerungen unterworfen. Dennoch erzählt das Gelände anhand zahlreicher Spuren von seiner reichen und komplexen Geschichte.
Die erste urkundliche Erwähnung einer Münzprägestätte in Berlin geht zwar auf das 13. Jahrhundert zurück, aber der Grundstein für das moderne Verständnis einer Münze wurde durch die Neuordnung des Münzwesens unter Friedrich dem Großen um 1750 gelegt. Auf diese Neuordnung gehen auch die zugeordneten Münzzeichen zurück. Dies sind Großbuchstaben auf der Rückseite der Münze, die kennzeichnen, an welchem Münzprägestandort die betreffende Münze geprägt wurde. Heute gibt es fünf solcher Standorte in Deutschland: Berlin (A), Hamburg (J), Stuttgart (F), Karlsruhe (G) und München (D). Berlin führt seit dem 18. Jahrhundert das Münzzeichen A.
Für ein Land hat die Etablierung einer zentralisierten Münze zahlreiche Vorteile. Zum einen hilft sie, Fälschungen vorzubeugen und gegen sie vorzugehen. Zum anderen geht mit ihr auch ein wichtiges geldpolitisches Steuerungsinstrument einher, denn durch die Einflussnahme auf die im Umlauf befindliche Geldmenge kann man besser gegen zu hohe Deflation und Inflation vorgehen. Nicht zuletzt spielen Währungen im Allgemeinen eine bedeutende symbolische Rolle, denn mit der Entscheidung, wer oder was auf Währungen abgebildet wird, werden auch Aussagen über das Selbstverständnis eines Staats getroffen.
A.2 Symboliken der Währungsgestaltung
Ein zeitgenössisches Beispiel für diese symbolische Funktion ist die Gestaltung der Eurobanknoten. Es war Robert Kalina, ein Designer der Österreichischen Nationalbank, der den Gestaltungswettbewerb gewann. In groben chronologischen Schritten werden vom 5-Euro-Schein bis zum 500-Euro-Schein diverse Epochen der europäischen Kunst- und Architekturgeschichte zitiert – auf dem 10-Euro-Schein etwa die Romanik, auf dem 20-Euro-Schein die Gotik usw. Abgebildet werden auf der Vorderseite Fenster und Portale, auf der Rückseite Brücken. Stets geht es also um verbindende Bauelemente, die von einem Raum in den anderen führen. Dies sind keine realen Bauten, sondern idealtypische Bauformen. Sie weisen nicht auf konkrete, einzelnen Nationalstaaten zuordenbare Bauten hin, sondern vermitteln in abstrahierter Form eine gemeinsame Kulturgeschichte Europas.
Was die Euromünzen betrifft, so ist die Vorderseite jeweils einheitlich gestaltet. Sie stellt Europa dar und wurde vom belgischen Designer Luc Luycx gestaltet, dessen Sigel „LL“ auch rechts zu sehen ist. Spielraum für nationenspezifische Designs bieten die Rückseiten der Münzen an, die jedes Land individuell für sich gestalten darf. Aber auch sie haben ein gemeinsames Element: den Kreis mit zwölf Sternen, der die EU-Flagge darstellt.
Die deutschen Euromünzen führen auf der Rückseite den Zweig einer deutschen Eiche (1-, 2- und 5-Cent-Münze), das Brandenburger Tor (10-, 20- und 50-Cent-Münze) und den deutschen Bundesadler (1- und 2-Euro-Münze).
A.3 Vorgängerbauten
Es gab vor der Alten Münze noch ältere Münzen. Sie alle wurden in der Nähe des Spreeufers errichtet, da die Prägemaschinen mithilfe des Flusswassers betrieben wurden.
Der erste repräsentative Bau, der eine zentralisierte Münzprägestätte auch außenwirksam verkörpern sollte, war die Münze am Werderschen Markt. Sie wurde von 1798 bis 1800 nach Plänen des klassizistischen Architekten Heinrich Gentz (1766-1811) errichtet. Der Baugrund wurde nach dem Brand des alten Friedrichswerderschen Rathauses im Jahr 1794 durch die preußische Regierung erworben und umgehend der Münzproduktion gewidmet, da die bestehenden dezentralisierten Prägestätten bereits an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen waren.
Kapazitätsengpässe begleiteten auch die Geschichte der Münze am Werderschen Markt. Schon bald nach ihrer Fertigstellung erwies sie sich als zu klein und Gentz musste nach kreativen Lösungen und ungewöhnlichen Verbindungswegen suchen, um das Gelände zu vergrößern. Die angrenzenden Grundstücke konnten nicht zu diesem Zweck erworben werden, da keine Einigung mit den jeweiligen Eigentümern erzielt werden konnte.
Trotz dieser baulichen Unzulänglichkeiten zollte man der Bedeutung dieser ersten repräsentativen Münzprägestätte in anderer Weise Tribut: Die namhaften Bildhauer und Architekten Friedrich Gilly (1772-1800) und Johann Gottfried Schadow (1764-1850) sollten einen Fries gestalten, der mit mythologischen Bildmotiven die Bedeutung der Münzproduktion klar vermitteln sollte. Es entstand ein Fries mit einer Länge von 36 Metern, der darstellt, wie Menschen unter göttlicher Aufsicht durch Rhea und Prometheus wertvolle Rohstoffe in der Natur aufspüren, die gefundenen Metalle einschmelzen und mit ihnen Münzen prägen. Die Münzen dienen in weiterer Folge unter Merkur und Minerva der Schaffung von Kunstwerken und Waffen. Mit großem narrativem Schwung sollte hier die Geschichtsträchtigkeit der Münze kenntlich gemacht werden. Der Fries ist erhalten geblieben und ein Teil als Kopie am heutigen Gebäude am Mühlendamm 3 angebracht.
Zwischen 1861 und 1871 wurde ein Backsteingebäude in der Unterwasserstraße errichtet. Der neue Standort sollte die Münze am Werderschen Markt sukzessive ablösen. Für diesen Bau wurde ein besonders namhafter Architekt beauftragt: Friedrich August Stüler (1800-1865), ein Schüler von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), hatte sich in Berlin schon als Architekt des Neuen Museums und der St.-Matthäus-Kirche verdient gemacht. Etwa zeitgleich mit der Münze in der Unterwasserstraße plante der Architekt auch die Alte Nationalgalerie. Die Beauftragung Stülers bestätigt die große Bedeutung dieses Bauvorhabens – doch auch dieser Vorgängerbau erwies sich binnen weniger Jahre als zu klein.
A.4 Die Alte Münze am Molkenmarkt
Die Standortwahl für die Alte Münze folgt den Plänen des NS-Regimes, für das Reich bedeutsame Gebäude und Institutionen entlang eines Hauptstraßenzugs vom Potsdamer Platz über den Leipziger Platz, Spittelmarkt und Molkenmarkt bis hin zum Roten Rathaus zu situieren. Ein derartiger Eingriff in die Stadtgestaltung sollte die Macht des Regimes außenwirksam inszenieren. Mit dem Standort in der Nähe des Molkenmarkts und des auf das Mittelalter zurückgehenden Nikolaiviertels sollte außerdem eine Kontinuität zwischen dem historischen Berlin und dem Naziregime der 1930er Jahre signalisiert werden.
Geplant wurde ein achtteiliger Baukomplex, der sowohl Räume für die Münzproduktion als auch Gemeinschaftsräume, Verwaltungsbüros und Wohnungen für den Münzdirektor und oberste Kassenbeamte umfassen sollte. Um 1934 wurde vom NS-Regime das Münzgesetz verabschiedet, die Errichtung einer neuen Münzprägestätte (der Deutschen Reichsmünze) beschlossen und die Preußische Bau- und Finanzdirektion mit den Vorbereitungen beauftragt. Ab 1936 übernahm der Regierungs- und Baurat Fritz Keibel die Bauleitung. Ihm zur Seite stand der Architekt Arthur Reck.
Aufgrund der Nähe zum vier Meter tiefer gelegenen Spreeufer war eine Ebnung des Baugrunds notwendig. Dies ermöglichte aber auch eine großzügige unterirdische Fläche, die für technische Infrastruktur (Transformatorenstation, die zentrale Heizanlage, Kohlelager) und Tresorräume genutzt wurde. In den Tresorräumen wurden die Münzen, zeitweilig aber auch Kunstwerke aufbewahrt. Während des Kriegsgeschehens wurden etwa Teile des Pergamonaltars temporär hier untergebracht.
Um dem neuen Areal Platz zu machen, wurden ab 1935/36 viele historische Bauten abgerissen, darunter die Stadtvogtei, einige bis ins Mittelalter zurückgehende Gebäude Am Krögel und diverse Stadtpalais. Ein bestehender Bau, das Palais Schwerin, wurde aber entkernt und in den Baukomplex integriert. Das Palais wurde um 1704 nach den Plänen von Jean de Bodt (1670-1745) im Stil des französischen Klassizismus gebaut. Bauherr war der preußische Staatsminister Otto von Schwerin (1645-1705), dessen Spuren in der Kartusche über dem Haupteingang zum Gebäude zu sehen sind: Hier ist der Orden vom Schwarzen Adler abgebildet, einem hohen preußischen Orden, den Otto von Schwerin 1701 erhalten hatte. Das Stadtpalais diente zunächst ihm und seinen Erben als Wohnsitz, ging aber in den 1760er Jahren in den staatlichen Besitz Preußens über und wurde in den Folgejahren für vielfältige Zwecke genutzt, etwa als Sitz der General-Tabaks-Administration, der Königlichen Stempelkammer, des Stadtgerichts, als Gefängnis u.v.m.
Erwähnenswert ist die bürgerliche Erscheinung des Bauareals nach außen hin. Die Fassaden entlang des Spreeufers, am Mühlendamm und gegenüber vom Molkenmarkt lassen kaum erahnen, dass in ihrem Inneren Metall gebeizt, gewalzt und geprägt wird.
B. Die drei Türme
Die drei großen Schornsteine, die als Türme mit Steinverkleidung ausgestaltet sind, sind ein gutes Beispiel dafür, wie man mit Architektur sprechen kann. Die Türme sind eine Referenz auf das Olympiastadion, das im selben Jahr fertiggestellt wurde, wie die Arbeiten an der Alten Münze begonnen wurden (1936). Das von Werner March (1894-1976) geplante Stadion wird von drei Paaren von Türmen gesäumt, die verschiedenen deutschen Stämmen gewidmet sind und entsprechend als Bayernturm, Sachsenturm, Frankenturm usw. bezeichnet werden. Das im Westen Berlins gelagerte Olympiastadion sollte als klares, größenwirksames Zeugnis für die Macht des NS-Regime einstehen. Die Bezugnahme auf dieses einflussreiche Bauwerk auf dem Gelände der Münze sollte Linientreue signalisieren. Funktional dienten die Türme vor allem der Ableitung der Abgase, die durch die Metallverarbeitung entstanden. Zugleich wurden sie als Kamine für die Heizung und Warmwasserversorgung genutzt.
C.1 Der Münzfries
Für den ersten repräsentativen Bau der Berliner Münzprägung (Münze am Werderschen Markt) wurden die renommierten Künstler Johann Gottfried Schadow und Friedrich Gilly mit der Gestaltung eines Frieses beauftragt. Der sogenannte Münzfries war 36 Meter lang und zeigte, wie Menschen unter der Aufsicht mythologischer Gottheiten (Rhea, Prometheus, Merkur, Minerva) Metalle in der Natur aufspüren, diese in Münzen verwandeln und Kunstwerke und Waffen in Auftrag geben. Das Relief ist erhalten geblieben und ein Teil davon heute als Kopie am Gebäude am Mühlendamm 3 angebracht. Die Anbringung des Reliefs sorgt für eine Kontinuität mit dem Vorgängerbau und lässt die Geschichte der Alten Münze für sich sprechen.
C.2 Das Portal
Einen weiteren Verweis auf die Münze am Werderschen Markt geben die beiden Pfeiler, die das Portal des Gebäudes am Mühlendamm 3 flankieren. Sie erinnern an das Portal der Münze am Werderschen Markt, das mit zwei sogenannten dorischen Säulen ähnlich gestaltet war. Die Pfeiler der Alten Münze wirken dagegen wie eine Übersetzung der klassischen Säulenordnung in die rechteckige Formenwelt des 20. Jahrhunderts. Sie geben damit den Eindruck von Kontinuität, aber auch von bedeutenden Neuerungen.
D.1 Lage und Bestand vor Ort
Die Lage der neuen Reichsmünze – der heutigen Alten Münze – wurde auf Basis der Stadtumgestaltungspläne des NS-Regimes bestimmt. Die neue Reichsmünze sollte entlang eines Hauptstraßenzugs vom Potsdamer Platz über den Leipziger Platz, Spittelmarkt und Molkenmarkt bis hin zum Roten Rathaus liegen. Am Molkenmarkt sollte außerdem ein neues Stadt- und Verwaltungsareal entstehen, das Platz für die neue Reichsmünze, die Reichsbank, weitere Verwaltungsgebäude und ein neues Stadtpräsidentenhaus bieten sollte. Von diesen umfangreichen Plänen ist wenig realisiert worden, aber es wurde dennoch in den 1930er Jahren vor dem Alten Stadthaus nördlich der Münze ein großer Platz dafür freigemacht.
Auch für den Bau der Reichsmünze mussten ab 1935/35 einige historische Bauten abgerissen werden, darunter die Stadtvogtei, einige bis ins Mittelalter zurückgehende Gebäude Am Krögel und diverse Stadtpalais. Ein bestehender Bau, das Palais Schwerin, wurde aber entkernt und in den Baukomplex integriert. Das Palais wurde um 1704 nach den Plänen von Jean de Bodt (1670-1745) im Stil des französischen Klassizismus gebaut. Bauherr war der preußische Staatsminister Otto von Schwerin (1645-1705), dessen Spuren in der Kartusche über dem Haupteingang zum Gebäude zu sehen sind: Hier ist der Orden vom Schwarzen Adler abgebildet, einem hohen preußischen Orden, den Otto von Schwerin 1701 erhalten hatte. Das Stadtpalais diente zunächst ihm und seinen Erben als Wohnsitz, ging aber in den 1760er Jahren in den staatlichen Besitz Preußens über und wurde in den Folgejahren für vielfältige Zwecke genutzt, etwa als Sitz der General-Tabaks-Administration, der Königlichen Stempelkammer, des Stadtgerichts, als Gefängnis u.v.m.
Das von Fritz Keibel und Arthur Reck geplante Verwaltungsgebäude am Mühlendamm 3 (1936-42) ist deutlich schlichter gestaltet als das Palais Schwerin (1704), greift aber die Gebäudehöhe des älteren Baus auf, wodurch die verschiedenen Bauteile nahtlos miteinander verbunden werden. Erwähnenswert ist außerdem das bürgerliche Erscheinungsbild der Gebäude: Von außen würde man nicht vermuten, dass im Inneren Metall gebeizt, gewalzt und geprägt wird. Zum Innenhof hin sind die Gebäude wesentlich funktionaler ausgestaltet und kommen ohne Baudekoration aus.
D.2 Historische Gebäude der Umgebung
Die Alte Münze liegt an einem historisch bedeutsamen Ort. Das Nikolaiviertel und der Molkenmarkt gehören zu den ältesten Stadtteilen Berlins, jedoch wurde vor allem das Nikolaiviertel im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. In den 1980er Jahren wurden für die 750-Jahr-Feier der Stadt um 1987 einige Gebäude im historistischen Stil wiedererrichtet. Das prunkvolle Ephraim-Palais stammt seinerseits aus dem 18. Jahrhundert. Es gehörte Veitel Heine Ephraim (1703-1775), einem einflussreichen jüdischen Kaufmann, Münzmeister und Silberlieferanten. Ephraim war eine bedeutende Vertrauensperson von König Friedrich II. (1712-1786) und ist von der wirtschaftlichen Entwicklung Berlins im 18. Jahrhundert nicht wegzudenken. Um 1935 wurde das Palais abgetragen, die Bauteile in Depots aufbewahrt. Erst um 1987 wurde das Palais wiederaufgebaut, und zwar aufgrund der Erneuerung der Mühlendammbrücke etwa 12 Meter weiter nördlich von seinem ursprünglichen Standort. Heute wird es als Museum mit Ausstellungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Berlin betrieben.
Im Nordosten wird die Alte Münze vom Alten Stadthaus flankiert. Es wurde von 1902 bis 1911 nach Entwürfen des ehemaligen Stadtbaurats Ludwig Hoffmann (1852-1932) gebaut und sollte dem erhöhten Verwaltungsaufwand des wachsenden Berlin gerecht werden, da das Rote Rathaus an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen war. Es handelt sich um einen repräsentativen Prunkbau mit fünf Innenhöfen und einem 80m hohen Turm, der auf die Türme des Französischen sowie des Deutschen Domes am Gendarmenmarkt (1780-1785) anspielen und den Aufwärtszug Berlins symbolisieren soll.
D.3 Verschiedene Nutzungen
Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Gebäude auf dem Gelände der Alten Münze für unterschiedliche Zwecke genutzt. Das Ministerium für Kultur der DDR war von 1954 bis 1990 in den Räumen des Palais Schwerin untergebracht. Da ferner der Ministerrat der DDR im nahegelegenen Alten Stadthaus tagte, wurde das gesamte Gebiet um den Molkenmarkt als bedeutendes politisches Zentrum aufgewertet. Die anderen Bauten auf dem Gelände waren weiterhin der Münzprägung gewidmet, nun aber unter dem Namen VEB Münze (VEB = Volkseigener Betrieb). In den 1970er Jahren zog der DDR-Verlag Planet in eine der leerstehenden Hallen. Der Verlag wurde 1949 im Auftrag des Landesverbandes Groß-Berlin der SED gegründet und publizierte politische Zeitschriften. Später druckte er vor allem Magazine sowie Post- und Grußkarten.
Heute werden die Räumlichkeiten auf dem Areal als Büroflächen der Alten Münze, Ateliers für Kunstschaffende und Veranstaltungsräume für Externe verwendet. Darüber hinaus sind am Molkenmarkt das Deutsch-Französische Jugendwerk und im Gebäude am Mühlendamm 3 das Haus der Jugendarbeit und Jugendhilfe untergebracht.
E.1 Funktionale Aufteilung der Räume im Erdgeschoss
Die Räume des Produktionsgebäudes (# bzw. Haus 4) sind nach den unterschiedlichen Arbeitsabläufen benannt, die in ihnen stattfinden. Entsprechend der wichtigsten Arbeitsschritte der Münzproduktion werden sie als Prägehalle, Rändelhalle, Zählhalle und Verpackungshalle bezeichnet. Der mit Abstand größte Raum ist die Prägehalle. An ihr angeschlossen sind drei imposante Schornsteine, die die Abgase aus der Metallverarbeitung ableiteten (# Verlinkung zum Punkt B: Die drei Türme). In der Rändelhalle wurden die Münzen „gerändelt“. Damit ist die Rillenstruktur am Münzrand gemeint, die nicht nur Personen mit Sehschwäche dazu dient, die jeweilige Münze tastend zu identifizieren, sondern historisch betrachtet auch gegen die unrechtmäßige Minderung des Materialgewichts einer Münze schützen sollte. Denn schon in der Antike wurden hochwertige Münzen aus Gold oder Silber häufig durch die Herstellenden zum eigenen Vorteil beschnitten oder abgefeilt.
Heute werden die Räume für externe Veranstaltungen vermietet, etwa für Kunstausstellungen, Designmessen, Branchenkonferenzen u.v.m.
E.2 Deutsche Währungen im Laufe der Geschichte
Das Produktionsgebäude ist eng mit deutscher Zeitgeschichte verbunden, denn im Laufe der Jahrzehnte seit dem Bau der Alten Münze wurden an diesem Standort vier Währungen produziert:
1) Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde hier die Reichsmark geprägt.
2) Von 1948 bis 1990 erfolgte die Prägung der Deutschen Mark der DDR (Ostmark). Die Alte Münze war außerdem nach der Schließung der Münzprägestätte Muldenhütten um 1953 die einzige Münze der DDR.
3) Von 1990 bis 2001 wurde die Deutsche Mark geprägt, nun unter dem Namen Staatliche Münze Berlin.
4) Ab 2002 wurden hier Euromünzen geprägt.
Um 2006 wurde die Staatliche Münze Berlin nach Reinickendorf verlegt. Sie ist vom Finanzministerium mit der Prägung der Euromünzen beauftragt.
E.3 Tresorräume im Untergeschoss
In den Kellergeschossen des Produktionsgebäudes wurden Räume zur Verwahrung der Münzen eingerichtet, die mit großen Tresortüren aus Stahl gesichert waren. Viele dieser Tresortüren sind erhalten geblieben.
Die Tresorräume dienten einerseits der Sicherung des Geldes, aber in ihnen wurde zeitweilig auch Kunst gelagert. Während der Kriegsgeschehnisse in den 1940er Jahren wurden beispielsweise Teile des Pergamonaltars hier aufbewahrt, aber auch viele andere bedeutende Kunstwerke. Ein großer Teil von ihnen wurde nach Kriegsende durch sowjetische Truppen in die Sowjetunion gebracht. Zwar kamen in den 1950er Jahren einige Werke zurück nach Berlin, aber viele gelten bis heute als verloren.
Auch zu DDR-Zeiten wurde an der Alten Münze Kunst gelagert. Für das im Palais Schwerin untergebrachte DDR-Ministerium für Kultur war dies ein praktikables Depot und es wurden einige Kunstwerke zwischenzeitlich hier verwahrt. Diese Bestände wurden in den 1990er Jahren in die Burg Beeskow transportiert, in deren Kunstarchiv bis heute wichtige Forschung über DDR-geprägte bildende Kunst betrieben wird.
Trotz der hohen Sicherheitsstandards der schweren Tresortüren war das Gelände der Alten Münze kein ungefährlicher Platz. Um 1945 kam es nach einem Angriff zu einem verheerenden Brand im Untergeschoss und die Löscharbeiten währten einige Tage. Außerdem sind die Räume durch die Nähe zur Spree erhöhter Feuchtigkeit ausgesetzt. Schon in den 1940er Jahren wurde ein aufwendiges Lüftungssystem installiert, um die Tresorflächen und die weitere Infrastruktur in den Kellergeschossen zu schützen, aber die Feuchtigkeit bleibt bis heute eine Herausforderung.
F.1 Ein Ausweichquartier für die Produktion
Aufgrund des Kriegsgeschehens mussten die Bauarbeiten am Produktionsgebäude im Innenhof kurzfristig abgebrochen werden. Einige Jahre fand die Münzprägung sodann im Werkstattgebäude entlang der Spree statt. In den Untergeschossen wurden ebenfalls Tresorräume mit entsprechenden Sicherheitstüren eingerichtet. Heute wird ein Teil der unterirdischen Flächen als Club bespielt.
In den 1950er Jahren wurden Aufnahmen von Mitarbeitenden bei der Arbeit gemacht, die die Belegschaft als Fotoalbum an den DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck schenkte. Die Fotos sind inszeniert, geben aber dennoch einen groben, wenn auch stark beschönigten, Eindruck von den Arbeitsbedingungen an der Alten Münze. Dargestellt werden Mitarbeitende beim Beizen, Walzen und Prägen des Metalls und der Münzen. (# Hier wäre es toll, die Fotos einzufügen. Zur Not könnte man sie vom Verbindungsgang in der Passerelle abfotografieren.)
F.2 Weitere Räume im Werkstattgebäude (# bzw. Haus 3)
In den oberen Geschossen waren zudem Gemeinschafts- und Sporträume für die Belegschaft vorgesehen. Es wurden zwei große Hallen mit Spitzbogengewölbe gebaut, die in den Folgejahrzehnten immer wieder umgebaut und verschiedenen Zwecken zugeführt wurden.
Erd- und Obergeschoss werden durch eine repräsentative Treppe verbunden. Sie spiegelt den Anspruch wider, die Alte Münze nicht nur nach funktionalen Standards zu gestalten, sondern ihr auch einen stattlichen, großzügigen Anstrich zu geben.
G. Das Beamtenwohngebäude
Am südöstlichen Ende des Gebäudekomplexes, entlang des Spreeufers gelegen, wurde ein Beamtenwohngebäude errichtet, das dem Direktor der Münze, Kassenbeamten und dem Werkstattmeister als Wohnraum für sich und ihre Familien zur Verfügung stand. Die Größe der jeweiligen Wohneinheiten richtet sich nach der Position in der Münze. Die Wohnungen entsprechen damit einer klaren und sichtbaren hierarchischen Ordnung. Das Haus ist nicht öffentlich zugänglich.