Kathrin Hunze: Eine Medienkünstlerin zwischen Kritik und Innovation

Mit einem klaren Blick für die Welt um sie herum bewegt sich Kathrin Hunze durch die Sphäre der Medienkunst. Als Medienkünstlerin, Artistic Researcher und Dozentin hat sie sich einen Namen gemacht, indem sie komplexe Systeme, Technologien und gesellschaftliche Entwicklungen kritisch beleuchtet. In einem Gespräch gibt sie Einblicke in ihre Welt, ihre Motivation und ihre künstlerische Vision.

„Mit wachen Augen durch meine Umwelt zu laufen“, so beschreibt Kathrin Hunze kurz und prägnant, was es für sie bedeutet, Kunst zu schaffen. Ihre künstlerische Arbeit ist geprägt von einem fortwährenden Prozess des Hinterfragens, Beobachtens und Reflektierens. Dabei integriert sie nicht nur ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse, sondern schafft auch einen Raum für humorvolle Reflexion. Ihre Kunst ist somit zugleich Ausdruck von Ästhetik und von kritischer Auseinandersetzung mit der Welt, in der sie lebt.

Als Media Artist konzentriert sich Hunze auf die Erforschung von Prozessen und Mechanismen neuer Technologien sowie ihrer Auswirkungen in komplexen gesellschaftlichen Systemen. Dabei betont sie die sozialkritische Komponente, die oft im Mittelpunkt steht, wenn man mit Medien und Zeitgeschehen arbeitet. Ein zentrales Zitat von Hartmut Böhme, welches sie während ihrer Recherche entdeckt hat, unterstreicht dies: „Wenn der Pitbull uns anspringt, ist es der Mensch, der im Medium des Hundes gegen den Menschen wütet.“ Für Hunze bietet die Medienkunst einen künstlerischen Zugang, um solche gesellschaftlichen Phänomene zu hinterfragen und auf Schwachstellen aufmerksam zu machen. Die Vielfalt der Ausdrucksformen, insbesondere das Bewegtbild, faszinieren Kathrin Hunze an ihrer Arbeit als Medienkünstlerin. Es ist die Herausforderung, die in den unterschiedlichen Medien und Darstellungsformen liegt, die sie immer wieder aufs Neue begeistert. Dabei bleibt sie nicht nur auf der ästhetischen Ebene, sondern betrachtet auch die Verantwortung, die mit dem Zugang und der Kontrolle über Technologien einhergeht. Diese beeinflussen die Kunst und auch die Gesellschaft, indem sie neue Machtstrukturen schaffen. Diese Verflechtung von Kunst und Gesellschaft bildet den Kern von Hunzes künstlerischem Schaffen.

Als Mitglied des Künstlerkollektivs Katehack setzt sich Hunze gemeinsam mit anderen Künstler*innen mit den Grenzen und Gemeinsamkeiten von natürlichen und künstlichen Systemen auseinander. Sie sieht Parallelen im genetischen Code, der Informationen ähnlich wie eine adaptive Software speichert. Dabei verdeutlicht sie, wie epigenetische Mechanismen und DNA mit adaptiver Software verglichen werden können, die sich selbstständig an veränderte Bedingungen anpassen kann. Die Inspirationsquelle für Kathrin Hunze erstreckt sich über verschiedene Bereiche. Unter den Künstler*innen, die sie als spannend und inspirierend betrachtet, finden sich Namen wie Hannah Arendt, Hito Steyerl, Donna Haraway, Byung-Chul Han und Bjørn Melhus. Diese vielseitige Auswahl spiegelt sich auch in ihrem eigenen künstlerischen Schaffen wider, das von einer breiten Palette von Einflüssen geprägt ist.

Data Me. Date Horse © Kathrin Hunze

Ein herausragendes Projekt von Kathrin Hunze ist der 3D-Scan der Alten Münze, den sie gemeinsam mit Johann Basko initiiert hat. Das Projekt entstand anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Alten Münze und reflektiert die Unsicherheit über ihre Zukunft. Für Hunze steht die lebhafte und diverse Community, die die Alte Münze ausmacht, im Mittelpunkt. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, da die Entscheidung darüber, wie es weitergeht, gemeinsam getroffen werden soll. Bei ihrem Projekt „MOLECULAR MACHINA“ setzt sie sich auf ästhetische Weise mit Epigenetik auseinander. Dabei fasziniert sie, wie äußere Einflüsse, insbesondere die Veränderung der Umwelt, die DNA von Lebewesen beeinflussen können. Durch Pflanzen und Sonifikation von Daten visualisiert sie diesen Prozess und kreiert so beeindruckende Werke. Die Vielfalt der Reaktionen der Menschen auf das Projekt, insbesondere die Interaktion mit einer Pflanze, zeigt die Bandbreite menschlicher Perspektiven auf Technologie. Insgesamt reflektiert die Künstlerin in ihrer künstlerischen Arbeit die tiefgreifenden Auswirkungen von Technologien auf die Gesellschaft. Sie macht auf Entwicklungen im alltäglichen Leben aufmerksam, sei es der zunehmende Einsatz von Tracking-Technologien oder die Bewertungssysteme für verschiedene Dienstleistungen. Dabei stellt sie sich auch die Frage, wie diese Technologien unser Verhalten beeinflussen, sei es bewusst oder unbewusst. „Hart, aber herzlich“ – so beschreibt sie ihr künstlerisches OEuvre in drei Worten. Diese Charakterisierung spiegelt ihren kritischen Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen wider und gibt der Wärme und Tiefe, die in ihrer Kunst steckt, einen sprachlichen Raum. Kathrin Hunze ist eine Medienkünstlerin, die nicht nur beobachtet, sondern aktiv Fragen stellt und einen Raum für Diskurs schafft, um die Komplexität unserer Welt zu erforschen.

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